Für mich war meine erste richtige Beziehung ein wahrer Entwicklungsbooster. Sie zwang mich, in die tiefsten Abgründe meiner Seele hinabzublicken, ja mich dem Schmerz, dem ich im flatterhaften Single-Leben elegant entweichen konnte, konsequent zu stellen.
Sie war der Trigger auf meinem spirituellen Weg. Und ich werde diesem Menschen, trotz aller schmerzvoller Erfahrungen, ein Leben lang dankbar sein, dass er mir auf eine Art und Weise den Spiegel vorhielt, die einen wertvollen Weg in die Selbsterkenntnis gebahnt hat. Eine Selbsterkenntnis, die mein recht ego-verblendetes Verständnis von Beziehungen in Richtung bedingungsloser Liebe, zu meinen Partnern und vor allem zu mir selbst, neu ausgerichtet hat.
Heute weiß ich …
Beziehungen sind unsere besten Lehrer, die uns manchmal liebevoll, manchmal streng den Finger dort in die Wunde legen, wo wir noch in Angst, Trauer und Selbstablehnung verharren anstatt unser Herz hingebungsvoll für die Liebe zu öffnen.
Meine größte Beziehungslektion war die der radikalen Selbstannahme. Mich Moment für Moment für das wertzuschätzen, was ich fühle. Mich emotional vollständig nackig zu machen, so unschön und mit Trauer und Angst durchtränkt, dieses Bild auch sein mag. Ja, zu dem zu stehen, was ich bin mit all meinen Unvollkommenheiten, Verletzlichkeiten, Makeln und Schwächen. Aus einem Mangel der Selbstliebe heraus habe ich die ganze Beziehung über ein selbstoptimiertes Ich gemimt, viele Bedürfnisse unterdrückt und mir zahlreiche ungesunde Glaubenssätze auf die Schultern gepackt. Glaubenssätze, die alle darauf hinausliefen, dass ich niemals genug war, ja stets weiter an mir arbeiten müsse, um endlich geliebt zu werden. Ganz ehrlich: Tatsächlich konnte ich durch diese Lernprozesse, in die ich mich immer wieder eifrig gestürzt habe, unglaublich viele Wunden ausfindig machen und in die Heilung bringen. Doch irgendwann begriff ich aus meinem tiefsten Inneren heraus – und ja, dieses Verstehen im Herzen ist etwas viel prägenderes als das rein rationale Begreifen -, dass die wahre Lektion hinter der Beziehung darin lag, mich bedingungslos für das liebevoll anzunehmen, was ich inklusive aller ungeliebten Anteile bereits war. Anstatt ein erleuchtetes Ich anzustreben, dass in bedingungsloser Liebe eingelullt völlig bedürfnislos und frei über den Dingen schweben konnte.
Kein spirituelles Bücherwissen, kein Blogpost dieser Welt kann jene wertvollen Erfahrungen ersetzen, die uns auf Herzensebene zu jeder Zeit gerade die Lektionen mit auf den Weg geben, die wir auf unserem Weg in die Selbsterkenntnis und in die Liebe gerade brauchen.
Trotzdem wollte ich mit dir prägende Beziehungslektionen teilen, die dich vielleicht im Herzen berühren. Und einen Stein ins Rollen bringen, der eine wichtige Erkenntnis noch einmal tief im Herzen verankern.
Und habe deswegen 4 männliche Spiri-Blogger-Buddys darum gebeten, emotional blank zu ziehen und mir ihre prägendsten Erkenntnisse in Sachen Beziehung zu verraten. Welcome to the School of Love!
Thomas Meinhof von „Yogadude“
„Ich bin seit 12 Jahren in einer festen Beziehung und irgendwann dachte ich, dass ich alles über die Liebe weiß. Bis dann vor zwei Jahren unser Sohn geboren wurde. Plötzlich gibt es da einen neuen Menschen in meinem Leben, für den mein Herz schlägt. Und auch das Herz meiner Frau. Anfangs war das sehr verwirrend: Muss ich von der Liebe, die ich für meine Partnerin empfinde, etwas wegnehmen und meinem Sohn geben? Macht meine Frau das auch so? Aber schnell stellte sich heraus, dass mit diesem kleinen Menschlein auch eine unfassbare Menge an Liebe in unser Leben und damit auch in unsere Beziehung gekommen ist. Bedingungslose Liebe, eine Liebe ohne Zweifel und ohne Kompromisse. Und einen weiteren neuen Gedanken gibt es zudem – es ist beinahe unvorstellbar, dass auch meine Eltern mich mit so viel Hingabe lieben, wie ich es bei meinem Sohn tue.“
Dominik Grimm von „Yogan“
„Frei sein, das möchten wir alle irgendwie. Frei sein von zu engen Bindungen, die uns irgendwann – im Falle einer Loslösung -, wehtun könnten. Doch was tut hier eigentlich weh und wer will sich schützen? Lediglich das Ego kann die Entscheidung treffen, sich schützen zu wollen, vor Verlust und vor Schmerz. Doch die „Liebe“ des Egos ist eben keine freie Liebe im eigentlichen Sinne, sondern eine Ich-bezogene Abhängigkeit, die in erster Linie auf einem gewissen Habenwollen beruht. Und da liegt eben oft das Problem: Eine Zwickmühle zwischen Habenwollen und Nicht-Bindenwollen, weil die latente Angst vorhanden ist, diese „Liebe“ wieder zu verlieren. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, mich nicht mehr verlieben zu wollen – gerade nach Trennungsphasen -, bis mir irgendwann die Yoga-induzierte Erleuchtung zu dem Thema kam: Das ganze Leben ist ein ewiger Wandel, alles verändert sich, ein anhaltender dynamischer Prozess. Doch das, was uns alle miteinander verbindet ist eben jenes: Die Liebe – und zwar keine Ich-bezogene „Ego-Liebe“, sondern eine ganz freie un-abhängige Liebe. Im Yoga spricht man von der wahren Wesensnatur, andere spirituelle Traditionen haben andere Begrifflichkeiten, doch sie meinen alle dasselbe. Und das war für mich eine wunderbare Erfahrung, zu erkennen, dass Liebe etwas weitaus Tieferes ist als das oberflächliche Habenwollen des Egos. Zu wissen, dass ich mit meinem Partner auf einer viel tieferen Ebene verbunden bin, lässt mich frei sein.“
Dennis Möck-Ludwig von „Devis Ashram“
„Es gibt Hunderte von Lektionen in Beziehungen, die wir täglich erfahren. Doch die meisten von ihnen, haben einen roten Faden. Ein Faden, der uns auf uns selbst zurückwirft. Der tiefste Wunsch fast jeder Seele ist Freiheit. Zum einen Freiheit zu gewähren, zum anderen sie einzufordern. Denn was gibt uns mehr Raum, mehr Möglichkeiten und mehr Liebe, als genau diese Freiheit? Die für mich größte Lernaufgabe bestand darin, dass Freiheit in Wahrheit ein sich Einlassen ist. Tiefes, Totales und Emotionales einlassen. Du blockierst nicht den Fluss der Liebe, kannst nicht fordern, verändern wollen oder festhalten und dadurch in den Sog von egobasierten Handlungen fallen. Denn: Liebe ist und lässt frei!“
Elias Fischer vom „Lebeblog“
„Partnerschaft ist so ein intensives Thema, wenn es um das eigene Wachstum geht. Deshalb fällt mir gar nicht so leicht, mich auf eine Erkenntnis zu beschränken, welche die wichtigste sein soll. Was ich immer mehr in der Praxis kapiere ist, dass ich bloß nicht mein Glück in einer Partnerschaft suchen soll. Vor allem nicht als Mann. Ein Mann hat eine Mission und die soll die No. 1 in seinem Leben sein. Ein Mann mit einer Mission ist für Frauen ohnehin viel attraktiver und es sorgt dafür, dass die Beziehung lebendig bleibt. das liegt auch daran, dass der Mann durch seine Mission in seine Kraft kommt und stets über sich hinaus wächst.“
Soll ich bei so viel Weisheit noch immer das letzte Wort haben? Ich finde nicht. Ich bedanke mich bei meinen Bloggerkollegen für so viel emotionale Nacktheit und wünsche dir ein intensives Nachspüren, welche Lektion dich besonders im Herzen bewegt.
Liebe an dich,