Hast du auch manchmal das Gefühl, mit deinen Wünschen und Bedürfnissen nicht gesehen zu werden oder generell nicht wahrgenommen zu werden? Kennst du Situationen, in denen du dir wünscht, dass dein Partner oder deine Freunde dir das, was du benötigst, von den Augen ablesen würde und dir geben würden?

Und was geschieht in dir, wenn dies nicht der Fall ist? Kommt ein Gefühl der Trauer hoch?

Vielleicht vermischt sich dieses Gefühl mit Wut, die sich zunächst nach Außen gegen den anderen richtet, der doch eigentlich in der Lage sein müsste, dich in deinen Bedürfnissen wahrzunehmen. 

„Aha“, erzählt dir dein gekränktes Ego dann. „Mein Partner liebt mich nicht. Niemand liebt mich.“

Und koppelt diesen Gedanken an alle tief in deinem Unterbewusstsein verankerten Glaubenssätze, dass du es sowieso nicht wert bist, in deinen Bedürfnissen wahrgenommen zu werden.

Nur zu leicht vergessen wir dabei, dass auch, wenn es für uns offensichtlich scheint, was wir brauchen, und wir meinen, dass es auch für andere erkennbar sein müsste, dies eben meistens nicht der Fall ist. Die Tatsache, dass eine andere Person unsere unausgesprochenen Wünsche und Bedürfnisse nicht erfüllt, hat meistens nichts damit zu tun, dass uns diese Person nicht mag, wertschätzt oder liebt. Auch, wenn manche Menschen ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse anderer Menschen haben. Für die Mehrheit gilt dies nicht. 

Und selbst wenn du es mit einem ebenfalls sehr feinfühligem Gegenüber zu tun hast – auch diese Menschen haben Tage und Momente, in denen sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und zu erfüllen. Und das ist ihr gutes Recht!

Was hindert uns also wirklich daran, unsere Gefühle zu würdigen und die daran gekoppelten Wünsche authentisch zu kommunizieren? Und unseren Mitmenschen die Möglichkeit zu bieten, diese mit Freude zu erfüllen? 

Es ist die nackte Angst! Die nackte Angst davor, keine Liebe und kein Mitgefühl zu verdienen und dies von unserem Gegenüber in einer direkten Antwort bestätigt zu bekommen. Die nackte Angst vor Ablehnung und vor dieser widerlichen Scham, die wir dann spüren müssen. Die Scham für unsere augenscheinlich falschen Gefühle und Bedürfnisse. Die Scham für unser augenscheinlich falsches Selbst.

Um diese für unser inneres Kind grauenvolle und gefürchtete Erfahrung nicht machen zu müssen, unterlassen wir es zu fragen und hoffen weiter darauf, dass man uns irgendwann unsere Wünsche und Bedürfnisse von den Lippen ablesen wird. Wir verstecken damit einen Teil von uns, sind nicht mehr authentisch, sondern angepasst an das, was wir glauben, was okay und „erlaubt“ ist. Und lassen uns dabei selbst im Stich! Wir machen uns abhängig von dem Feingefühl anderen Menschen und geben die Verantwortung für uns selber ab!

Stell dir beispielsweise die Situation vor, wie du mit deinem Partner oder einem Freund auf einer Party bist. Er hat Spaß, du nicht. Und deshalb würdest du gerne nach Hause gehen. Du wünschst dir, dass er erkennt, dass es dir hier nicht gefällt und vorschlägt zu gehen. Selber traust du dich nicht dies zu sagen, weil du kein Spielverderber sein willst oder den Glaubenssatz hast, dass mit dir etwas nicht okay ist, wenn alle außer dir Spaß haben. Du machst „gute Miene zum bösen Spiel“ und tust so, als hättest du auch Spaß. Damit leugnest du dich selbst und setzt eine Maske auf, die dich tief drin verletzt! 

Nicht sehr viel anders verhält es bei vielen Menschen im Bereich der Sexualität. Insbesondere Frauen, aber auch Männer tun sich hier oft schwer, authentisch und klar Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren. Aus dieser Blockade heraus wiederholt sich dieses Trauma immer wieder, aus deinem tiefsten Innersten heraus nicht verstanden und gesehen zu werden!

Was braucht deine Seele also, um in ihren Bedürfnissen verstanden und gesehen zu werden?

  1. Discover yourself! Lerne dich selbst besser kennen, deine Wünsche, deine Bedürfnisse, deine Grenzen. Nimm dir die Zeit, um dich mit dir selbst (deinem Herzen oder inneren Kind) zu verbinden und frage: Was brauche ich wirklich in diesem Moment? Mach dir dabei nichts vor und gestehe dir deine innere Wahrheit fernab aller Konditionierungen ein, was okay und angebracht wäre. Was okay und angebracht wäre spielt in dieser Hinsicht keine Rolle. Es nährt deine Seele kein bisschen. Nur das, was du JETZT in diesem Moment wirklich brauchst ist wirklich von Bedeutung.
  2. Respect yourself! Wenn es um die Erfüllung unserer eigenen Bedürfnisse geht, vergleichen wir uns oft mit anderen oder orientieren uns an irgendwelchen spirituellen Idealen. Das ist gefährlich, weil es uns von unserer inneren Wahrheit entfernt. Völlig egal, wo du auf deinem Weg und deiner inneren Entwicklung gerade stehst. Respektiere dich dafür. Bring dir bedingungslose Wertschätzung entgegen für das, was du möchtest und brauchst und für das, was sich nicht gut anfühlt.
  3. Care for yourself: Erkenne, wo du dich selbst um dich kümmern und dir deine Bedürfnisse erfüllen kannst! Gib deinem inneren Kind die Aufmerksamkeit und die Liebe, die es benötigt! Je mehr du selbst in der Lage bist, dich zu umsorgen und deine Bedürfnisse liebevoll zu würdigen, desto klarer wirst du auch in der Kommunikation dessen, was dir im Umgang mit deinen Mitmenschen wichtig ist. Desto größer wird der Selbstwert für das, was du dir wünschst. Und desto mehr werden auch deine Mitmenschen dazu bereit sein, auf dich einzugehen. Vergiss nicht! Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen sind der Spiegel unserer Innenwelt.
  4. Honor yourself! Erkenne dich dafür an, dich um dich gekümmert und für dich eingestanden zu haben – unabhängig von der Reaktion deiner Umwelt! Authentisches Sein ist ein Akt der Selbstliebe und verlangt Mut. Schon dafür darfst du dich wertschätzen! Und dir selbst dafür danken, so sehr für dich eingestanden zu haben. Das bringt deine Seele zum Jubeln!
  5. Support others! Indem du dich selbst in authentischer Kommunikation und authentischem Sein übst, entwickelst du auch ein größeres Verständnis und Mitgefühl für andere und gibst ihnen durch dein Vorbild und Verständnis den Raum, selbst authentisch ihre Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen nach außen zu tragen. Ein wundervoller Nebeneffekt: Heilst du dich selbst, heilst du die Welt!

Du darfst also beginnen dich selbst zu sehen, wahrzunehmen und die Verantwortung für dich und deine Bedürfnisse zu übernehmen. Du darfst anfangen, ein Gespür für dich und dein inneres Kind zu entwickeln und zu erkennen, was du wirklich gerade brauchst und was du dir davon selbst geben kannst. Du darfst spielerisch lernen, auch in Situationen, in denen es dir vielleicht erst einmal unangenehm ist,  deine Masken abzulegen und deine tiefsten Gefühle zu offenbaren. Du darfst lernen, diesen kraftvollen Akt der Selbstliebe eines authentischen Selbstausdrucks immer mehr in dein Leben zu integrieren. Und du darfst dabei Fehler und Rückschritte machen, darfst es immer wieder einmal nicht hinkriegen und trotzdem beobachten, wie du Stück für Stück besser darin wirst, aus deinem natürlichen Sein heraus wahrhaftig zu sein.

Du wirst bald erkennen: Es geht oft gar nicht so sehr darum, ob uns unsere Mitmenschen unsere Bedürfnisse dann tatsächlich erfüllen. Alleine das authentische Sein und die damit verbundene klare Kommunikation unserer Wünsche ist unglaublich erfüllend. Die Verbindung mit dir selbst wird sich radikal verändern und sich somit auch jene zu deinen Mitmenschen.

Das Gefühl, nicht gesehen zu werden, wird sich ab dem Zeitpunkt verflüchtigen, an dem du beginnst, dich selber zu sehen.

Ich wünsche dir ganz viel Freude und tiefe Erkenntnisse bei dieser Selbsterkundung. Lass dich dabei nicht entmutigen und erinnere dich, dass du genau richtig bist mit allem, was du bist, was du brauchst und was du nicht möchtest! 

Rise and shine in deinem einzigartigen, wundervollen Sein!

Deine Nadine