Zwischenmenschliche Begegnung ist solange wohltuend, bis unser Gegenüber etwas tut oder sagt, was uns in den Tiefen unserer Seele „triggert“. Was urplötzlich das Gefühl von Unsicherheit und Unwohlsein in uns aufkommen lässt, weil alter Schmerz befeuert wird und uns dieser Mensch oft völlig unabsichtlich den Finger in die Wunde liegt.

In diesem Moment beginnt unser Verstand sofort die Situation und die andere Person zu analysieren und die Informationen abzugleichen mit anderen Momenten unserer Vergangenheit und dem, was wir von anderen gelernt haben, um herauszufinden, ob wir uns in „Gefahr“ befinden. Und wenn unser Verstand die Situation erstmal als „gefährlich“ eingestuft hat, beginnen wir uns unwohl zu fühlen und begeben uns in eine Verteidigungs- oder Abwehrposition.

Dieses Verhalten wird dann wieder vom Gegenüber nach demselben Muster interpretiert und beantwortet. Und schon liegt eine emotionale Anspannung in der Luft, welche die Beziehung allmählich vergiftet und eine unüberwindbare Distanz zwischen dir und deinem Gegenüber herstellt.  

Wie du dir  vorstellen kannst, haben diese egobasierten Interpretationen und Schutzmechanismen nichts mit der objektiven Realität zu tun und isolieren uns auf radikale Weise von unserer Herzenswahrheit. Tatsächlich sind es alte ungeheilte Wunden der Vergangenheit, deren toxische Gefühlsladungen nun dort emotionale Distanz schaffen, wo eigentlich Herzensnähe besteht. 

Was uns trennt … 

Entweder bekommen wir überhaupt nicht bewusst mit, welches emotionale Muster getriggert wird, sodass unser Ego von einem Moment auf den anderen ohne Widerstand in den Verteidungs- und Angriffsmodus umswitcht. Oder wir sind einen Schritt weiter und erkennen dieses Muster, fühlen uns aber trotzdem den angetriggerten Emotionen der Angst, Scham, Schuld und Unsicherheit schutzlos ausgeliefert.

So geraten wir dann durch fehlende Transparenz darüber, was in uns gerade vorgeht, in einen Zustand der absoluten Trennung – von uns selbst, unseren wahren Gefühlen und dem Menschen gegenüber, der diese Emotionen oft völlig unabsichtlich hervorgeholt hat.

Wir nehmen unbewusst die Rolle des Opfers ein, kappen die ursprüngliche Nähe und verlieren uns in Schuldzuweisungen. Eine fabelhafte Strategie, um unseren eigenen Schmerz nicht spüren zu müssen und ihn durch stille Vorwürfe in unser Gegenüber hineinzuprojizieren.

 … Und was uns wieder zusammen bringt

Es gibt allerdings auch eine Möglichkeit aus dieser Spirale der inneren Isolation und Abwehrhaltung herauszutreten. Und das ist zum einen durch das Bewusstwerden der eigenen inneren Dynamiken und Muster und zum anderen durch den Mut diese offen zu kommunizieren. Natürlich machen wir uns damit verletzlich. Und wir  uns bewusst werden, dass es diese Verletzlichkeit ist, die zu wahrer Nähe und Intimität führt. Sowohl mit unserem Gegenüber als auch mit uns selbst!

Und so funktioniert Verletzlichkeit

Frage dich innerlich, wie du dich gerade in dir und deinem Körper fühlst. Wie es dir geht. Welche Gedanken gerade da sind und was du dir in diesem Moment wünscht, vielleicht auch bezüglich des weiteren Verlaufs der Begegnung. Und beziehe diese Erkenntnisse in den Moment mit ein. Übernimm Verantwortung für dich selbst und deine Wünsche, Grenzen und Bedürfnisse.

Du kannst diese Gedanken und Gefühle aber auch mit deinem Gegenüber teilen (in einem „Sharing“) und auch die andere Person dazu anregen, in sich in sich hinein zu fühlen und wahrzunehmen, was gerade da ist und zum Ausdruck gebracht werden möchte.

Wichtig ist es, dabei nur von sich selbst zu sprechen (sog. „Ich-Botschaften“ wie „Ich fühle mich gerade…. In mir kommen … Gefühle hoch. Ich wünsche mir…“), ehrlich zu sein und das, was die andere Person gesagt hat, nachwirken zu lassen ohne es zu kommentieren. Daher ist es dabei wichtig in Verbindung zu bleiben. Sei es einfach durch den Augenkontakt oder auch durch das Halten der Hände.

Vielleicht stehen dir zunächst Schamgefühle im Weg, dich mit allem was ist zu zeigen, doch sobald du beginnst, dich wirklich aus der Tiefe deiner Seele zu offenbaren, fällt eine riesige Last ab.

Ich durfte vor kurzem erst wieder die Erfahrung machen, wie wunderschön und befreiend es ist, mich in meiner ganzen Verletzlichkeit vollkommen und authentisch zu zeigen und voller Liebe angenommen zu werden. Es ist ein riesiges Geschenk des Himmels und tiefwirkend heilsam.

Statt in Begegnungen immer mehr eigene „geglaubt ungewünschte Anteile“ zu verbergen und dadurch von uns abzuspalten, haben wir die Möglichkeit sie gemeinsam zu integrieren und zu heilen. So beginnen wir, wahrlich heilsame Beziehungen zu führen und wir zeigen uns gegenseitig den Weg ins Licht, in die Liebe und in die Einheit. Durch liebevolle Selbstannahme. Und durch liebevolle Annahme unseres Gegenübers. Und so werden auch unsere Beziehungen mit anderen Menschen heilsam und wir bringen uns gemeinsam immer mehr ins Licht, in die Liebe, die Selbstannahme und in die Einheit.

Also, öffne dich, werde weich und transparent, erkenne dich und zeige dich mit allem, was du bist! 

Ich wünsche dir ganz viel Liebe und den Mut, dich zu zeigen! Es macht dein Leben lebendiger, tiefer und magischer. Durch Gespräche von Herz zu Herz. Durch Momente tiefer Verbundenheit mit dir selbst und deinen Mitmenschen.

Rise and Shine!

Deine Nadine