Als ich diesen Satz zum ersten Mal hörte, war ich etwas irritiert. Zu dem Zeitpunkt war ich in einer ziemlich schwierigen Beziehung, die mich immer wieder an meine Grenzen führte und in der es viel mehr um meine seelisches Wachstum ging als um romantische Liebeleien. „Komisch“, dachte ich mir. „Leiden gehört nun mal zu Beziehungen dazu.“

Erst später erkannte ich die Wahrheit hinter diesem Zitat. Natürlich. Jede Beziehung, jeder Liebespartner führt uns unweigerlich an unseren emotionalen Schmerz heran. Er kann gar nicht anders. Es sind unsere Themen, die angetriggert werden. Unser bereits vorhandener seelischer Schmerz, der im Spannungsfeld zwischenmenschlicher Beziehungen immer wieder an wunden Punkten berührt wird.

Doch das, was uns leiden lässt, ist keine Liebe. Es ist unser angstbehafteter Schmerz, es sind die dunkelsten Tiefen unserer Seele, die von Selbstzweifeln, Selbstablehnung und Schuldgefühlen dominiert werden. Schattenanteile, die wir von der eigentlich allumfassenden Liebe in unserem Herzen abgespalten haben.

Blicke ich heute auf diese Beziehung zurück, von der ich am Anfang des Artikels gesprochen habe, so kann ich erkennen, dass die Angst Triebfeder dieser Beziehung war. Die Angst, verlassen zu werden. Die Angst, alleine zu sein. Und unter all diesen Ängsten die schmerzvollste von allen, nämlich jene, nicht gut genug zu sein.

Heute weiß ich, dass ich keine solche Beziehung mehr eingehen würde. Die Ängste und Themen, die mich in dieser Beziehung zu fesseln scheinen, habe ich in vielen Bereichen in die Heilung gebracht, auch wenn ich natürlich nach wie vor immer wieder an hartnäckige emotionale Muster herangeführt werde.

Erkenntnis und Bewusstwerdung waren ein wichtiger Bestandteil dieser Heilung. Zu erkennen, wieso ich welche Menschen, welche Beziehungen anziehe und wo mich meine Seele zur Heilung drängt.

Ich möchte dir mit diesem Blogpost den Spiegel vorhalten! So ehrlich und offen, dass es dir möglich ist, zu erkennen welche Glaubenssätze und Gefühlsmuster dich nach wie vor von deiner Liebesfähigkeit abtrennen und sich in deinen Beziehungen widerspiegeln.

Bühne frei für 3 klassische Glaubens- und Gefühlsmuster, die uns in Beziehungen immer wieder leiden lassen und worin ihr Schlüssel zur Heilung liegt

1. Die „Du machst mich ganz“-Projektion!

Sie ist tief in jeder unserer Zellen gespeichert und wird von unserem Ego, das sich selbst nie genug ist und nach Komplettierung im Außen strebt, immer wieder fleißig geschürt. Hand aufs Herz: Wer von uns hat sich noch nicht in einen Menschen verliebt, in den er sein eigenes geliebtes Selbstbild hineinprojiziert hat? In dem er Eigenschaften und Qualitäten gesehen hat, bewusst oder unbewusst, über die er sich aufwerten oder klare Selbstwert-Defizite zu kompensieren versuchte. Ja, die er über den Partner in sein Leben zurück integrieren möchte, weil er sie  in sich selbst abgespalten hat und sie aus sich selbst heraus nicht leben kann,  oder Qualitäten in sein Leben zurückholen wollte, die er nicht Nichtsdestotrotz führt diese Projektion unweigerlich zu Leiden. Wir verharren im Glauben, dass uns nur die bessere Hälfte ganz machen machen könne und machen unser Glück, ja unsere ganze Lebenskraft von der Liebe im Außen abhängig. Speziell wenn diese Projektion wie ein Kartenhaus in sich zusammenbricht – und das wird sie unweigerlich tun, weil unsere Seele nach Selbstermächtigung, ja Ganzheit strebt und Ego-Abhängigkeiten dieses Wachstumspotenzial einschränken – , gehen wir durch einen Prozess meist schmerzvoller Desillusion. Nutzen wir die Innenschau, zu der uns unsere Seele während dieses Prozesses aufruft, um zu sehen, was genau das Leiden hervorruft, sind wir in der Lage, ein großes Stück weiter mit unserer Liebesfähigkeit zu kommen.

Was ist zu tun, wenn du merkst, dass du eine innere Leere ohne deine Partner fühlst, die du selber nicht füllen kannst?

Beobachte genau, welche Partner du anziehst. Sie sind schmerzvoller wie auch freudvoller Spiegel deiner Defizite und Stärken, deines Lichts und deines Schattens! Interessanterweise üben unterbewusst sowohl Licht und Schatten unserer Partner eine große Anziehungskraft auf uns aus, auch wenn uns letzterer natürlich Leid bereitet.

Das, nach dem du dich so schmerzlich in deinem Partner zu sehnen scheinst, seien es Attribute wie Kraft, Bodenständigkeit, vielleicht auch Selbstliebe, Lebensfreude oder Leichtigkeit, zeigt dir nicht mehr oder minder, was du selbst von dir abgespalten hast und wieder in dir zurückintegriert, reaktiviert und gelebt werden möchte! Aus traumatischen Situationen und schmerzvollen Gefühlen des Minderwerts heraus trennen wir uns oft von Seelenanteilen, ja Seelenqualitäten unserer Selbst ab, um einen gewissen Schmerz nie wieder fühlen zu müssen. Das führt zu einem Gefühl innerer Leere und Taubheit und wir beginnen uns unterbewusst nach Partnern zu sehnen, die uns jene Qualitäten zurück in unser Leben bringen!

Im Endeffekt ist diese Sehnsucht, ja dieses Bedürfnis ein Ruf unserer Seele nach der eigenen Ganzheit, die unser Ego aber in andere Partner hineinprojiziert.

2. Das Warten auf Liebe und der Kampf um Zuneigung!

Springst du auf Partner an, die dich immer auf Distanz halten, die in irgendeiner Form nie ganz greifbar für dich sind? Findest du das sexy? Ja? Da bist du nicht alleine. Das Zittern, das Warten, ob er oder sie sich meldet, die ständige Angst, verlassen zu werden ist eine explosive Gefühlsmischung, die unser Ego als äußerst lebendig empfindet. So viel emotionale Anspannung bereitet furchtbaren Nährboden für eine brennende Leidenschaft, die wir zwar als intensive Herzensverbindung wahrnehmen (besonders beim Sex!), die uns aber über kurz oder lang unglaublich viel Energie kostet.

Rutschst du immer wieder in On-Off-Beziehungen, ja ziehst magisch Partner an, die dich nie komplett an sich heranlassen, befindest du dich in einem permanenten Zustand emotionaler Unklarheit und Instabilität.

Hier befindest du dich in einem ungesunden Inneren-Kind-Modus, der dich sehnsüchtig auf Liebe warten lässt und sein eigenes emotionales Wohlbefinden aufzuopfern bereit ist, um diese zu bekommen. Fakt ist: Lari-Fari-Beziehungen sind in jedem Falle ungesund und werden dich nie glücklich machen – außer du entscheidest dich bewusst für dieses Beziehungsmodell und es erfüllt dich tatsächlich mit Zufriedenheit! Wie also entkommen aus diesem Hamsterrad toxischer On-Off-Partnerschaften? Spüre in dich hinein: Wo lässt du dich selber noch nicht komplett auf dich ein? Welche Anteile deiner selbst hast du noch nicht in die Selbstliebe integriert, wo trägst du noch Masken und hast Angst, dein wahres Selbst zu offenbaren? Je mehr du bei dir – deiner Kraft, deiner Selbstliebe, deiner Klarheit – ankommst, ja mehr du dich auf dich selbst einlässt mit all deinen Bedürfnissen, Wünschen, mit all deinem Licht und all deinem Schatten, desto weniger fühlst du dich hingezogen zu Menschen, die dir immer wieder Nähe und Vertrauen entziehen. Du wirst dann ein Magnet für reife, intime Beziehungen, weil du diese emotionale Reife und Intimität in dir selbst erweckt hast.

3. Zwanghaftes Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit!

Menschen, die von sich glauben, besonders frei und und unabhängig sein zu sein oder sein zu müssen, haben meiner Wahrnehmung nach das selbe Kernthema wie jene, die sich übertrieben bedürftig verhalten und sich permanent in Beziehungen begeben, die von emotionaler Abhängigkeit geprägt sind: Sie tragen ein vernachlässigtes, verletztes, extrem bedürftiges inneres Kind in sich, das unglaubliche Angst davor hat, erneut abgelehnt und verletzt zu werden. Ein bedürftiges inneres Kind, für das sie keine Verantwortung übernommen haben und das sich deshalb durch diverse angstgetrieben Muster und Verhaltensweisen aus dem Unterbewusstsein heraus bemerkbar macht – oft so raffiniert, das es nicht einmal bewusst wahrgenommen wird.

So unterschiedlich wir Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Verhaltensweisen und Konditionierungen, wie wir mit gewissen emotionalen Mustern umgehen. Egal ob wir auf Grund unseres nicht ausreichend integrierten inneren Kindes Beziehungen permanent ausweichen, zwanghaft nach Freiheit und Unabhängigkeit streben oder ob wir wahre „Beziehungsjunkies“ sind und uns permanent von unseren Partnern abhängig machen – die Konsequenz ist die gleiche: Wir sind dadurch nicht in der Lage, reife Beziehungen AUF AUGENHÖHE zu führen, in denen wir auf erwachsene Weise unsere Bedürfnisse und Grenzen kommunizieren und durch liebevolle Fürsorge für unser inneres Kind ohne Angst lieben können. Ohne permanente Fluchtimpulse, die sich als permanentes Freiheitsstreben oder die Unfähigkeit, sich auf Beziehungen einlassen zu können, kostümieren. Und ohne das Gefühl, ohne die Liebe des Partners völlig verloren zu sein und den Boden unter den Füßen zu verlieren.

So treffen die Prototypen „Zwanghaft Bedürftig“ und „Zwanghaft Unabhängig“ oft in Beziehungen aufeinander, passen dabei gefühlt überhaupt nicht zusammen und sind doch durch das selbe Thema eines schmerzbehafteten inneren Kindes miteinander verbunden, das ihnen durch den anderen gespiegelt wird.

Na, konnte ich dir helfen, die emotionalen Programmierungen zu entlarven, die immer wieder Leiden in deinem Liebesleben verursachen? 

Bringst du Bewusstheit in deine Themen, ist das ein erster kraftvoller Schritt Richtung Heilung. Du entziehst ihnen dadurch die Kraft, dich aus deinem Unterbewusstsein heraus zu manipulieren, und lässt dich nicht so leicht in den Sumpf deiner Emotionen ziehen, wenn dich deine Themen wieder heimsuchen.

 

Happy loving und happy healing!

Dein

ludwig_unterschrift

 

 

 

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